Insekten auf Blumen in freier Natur

Insekten in der freien Natur auf Blumen und Pflanzen in Nahaufnahme zu fotografieren klingt vielversprechend, ist jedoch oft gar nicht so einfach.

Was gilt es zu beachten?

Einerseits benötigt man die passende Ausrüstung – am besten ein Makroobjektiv mit einer Brennweite von ca. 100mm oder wenn dieses nicht vorhanden ist, ein Zoom-Objektiv mit Brennweiten von ca. 100mm – 200mm.

Andererseits muss auch das Umfeld – vor allem Wetter und Licht – passen. Insekten fliegen ja zum Glück primär an sonnigen Tagen, sodass das Licht meistens schon mal passt.

Problematisch ist es meistens mit dem Wind. Blüten an langen Stielen schwanken beim kleinsten Windhauch relativ stark. Das ist schon eine ziemliche Herausforderung für den Autofokus. Wenn man viele Fehlschüsse vermeiden möchte, sollte man eine windstille Zeit abwarten.

Je nach Art der Insekten kann es auch einfach bis schwierig sein, diese auf Blüten lange genug anzutreffen, um sie zu fotografieren.

Wie kann man starten?

Am einfachsten sind sicherlich Käfer auf Blüten, da sie meist relativ langsam sind und oft auch lange am selben Platz sitzen.

Schwieriger sind fliegende Insekten wie Bienen, Wespen, Fliegen und andere. Die Verweildauer auf einer Blüte ist hier oft nur ein Sekundenbruchteil. Man kann auch nicht immer nachlaufen bzw. das Objektiv von einer Blüte zur nächsten herumschwenken, da es mit dem Fokussieren einfach zu lange dauert. Oft benötigt man hier einiges an Geduld, bis sich ein Insekt auf die Blüte setzt, die man anvisiert hat.

Tipp: Einen Bereich im Garten oder der Wiese suchen, an dem möglichst viele Insekten herumfliegen (man hört es am intensiven Summen). Dort ist die Wahrscheinlichkeit am größten, auch passende Insekten als Motive zu finden. Dann beobachten, auf welche Blumen/Blüten sich die Insekten häufig hinsetzen oder anfliegen. Danach sucht man sich eine Blüte aus, stellt den Fokus und Blende passend ein und wartet, bis das nächste Insekt als Fotomotiv vorbei kommt. Im Idealfall erwischt man das Motiv dann auch im An- oder Abflug.

Einstellung der Kamera

  • Blende: Ja nachdem, wieviel man Tiefenschärfe möchte, kann man die Blende offen halten oder weiter schließen. Am Anfang ist eine große Blendenzahl besser, weil vor allem beim Makro oder auch längeren Brennweiten der Tiefenschärfebereich relativ gering ist und sich die Insekten und Blüten ja doch etwas bewegen. Damit erhöht man die Wahrscheinlichkeit, ein brauchbares Foto zu bekommen. Außerdem ist eine kleine Blende (große Blendenzahl) besser für die Einstellung der Belichtungszeit. Damit die Blende nicht durch die Automatik verstellt wird, sollte diese manuell eingestellt werden.
  • Belichtungszeit: Die Insekten bewegen sich meist recht schnell. Daher ist eine sehr kurze Belichtungszeit wichtig. Ca. 1/1000 sec. oder noch kürzer ist zu empfehlen. Vor allem, wenn man die Insekten im Flug fotografieren möchte, sollte hier sogar 1/2000 sec. eingestellt werden. Ich stelle die Belichtungszeit beim Insektenfotografieren auch immer manuell ein, damit sie nicht durch die Automatik verändert wird.
  • ISO-Wert: Abhängig vom vorhandenen Licht, der eingestellten Blende und der Belichtungszeit kann der ISO Wert passend eingestellt werden. Wenn die Kamera ISO-Automatik unterstützt, ist das ideal, da man hier nicht viel experimentieren muss. Zu empfehlen ist, die maximale ISO-Begrenzung auf einen Wert einzustellen, der je nach Kameramodell noch ein möglichst rauscharmes Foto ermöglicht. Wenn keine ISO Automatik vorhanden ist, dann sollte man vorher ein paar Probefotos machen (einfach nur von der ausgewählten Blüte), um die Einstellung für die optimale Belichtung herauszufinden.
  • Fokus: Ein schneller und präziser Autofokus ist hier wichtig, wenn man flexibel und schnell auf Insektenbewegungen reagieren möchte. Wenn dies nicht gegeben ist, ist es meist besser, wenn man auf manuellen Fokus umstellt. In diesem Fall ist darauf zu achten, dass man sich selbst und auch die Blüte nicht bewegt. Man kann hier z.B. Ein Stativ verwenden und die Blüte (wenn sie einen langen Stiel hat) mit einer kleinen Astgabel oder Stock abstützen und fixieren. Dann heißt es warten und Glück haben, dass sich das Insekt genau auf die anvisierte Blüte setzt. Ich selbst verwende für Insektenfotos fast ausschließlich den Autofokus.
  • Bildausschnitt: Der Bildausschnitt sollte nicht zu knapp gewählt werden. Als Fotograf ist man versucht, schon beim Fotografieren den möglichst idealen Bildausschnitt zu wählen, Das ist hier meist kontraproduktiv, weil sich die Insekten meist nicht genau in diesem Ausschnitt bewegen. Mit langsamen Käfern geht es noch recht gut, aber mit fliegenden Insekten sollte der Ausschnitt deutlich größer gewählt werden, als man dann im Endergebnis sehen möchte. Ich wähle meist einen ca. 5-10x so großen Ausschnitt beim Fotografieren gegenüber dem angestrebten idealen Ausschnitt. Hier ist auch wichtig, dass die Sensor-Auflösung entsprechend groß ist (idealerweise auch Vollformat), damit auch bei einem kleinen Ausschnitt noch die Motiv-Details sichtbar bleiben.
  • Auslöser / Serienbildaufnahme: Ein schneller und präziser Auslöser ist für die Flugaufnahmen unbedingt erforderlich. Damit man die Wahrscheinlichkeit für das ideale Foto noch erhöht, sollte die Serienbildaufnahme auf z.B. 5 oder mehr Bilder pro Sekunde eingestellt werden.

Motivwahl

Bei den Motiven ist zu überlegen, welche Art von Fotos man machen möchte:

  • Auf Blüten sitzende Insekten

Der erste Schritt zum Ausprobieren und Üben der Insektenfotografie sollten auf Blüten sitzende oder krabbelnde Insekten sein.

  • Insekten im freien Flug

Das ist sicherlich die „Königsklasse“. Hier ist einerseits sehr gutes Licht und auch eine lichtstarke und hochauflösende Ausrüstung erforderlich und auch viel Übung.

Bei den auf den Blüten sitzenden Insekten ist die Perspektive auf das Insekt zu wählen. Typische Ansichten sind:

  • von oben
  • von der Seite
  • von vorne
  • andere Ansichten

Nachbearbeitung

Bei der Nachbearbeitung sind dann auch noch verschiedenste Möglichkeiten für Korrekturen offen:

  • Licht / Schatten: Aufgrund des notwendigen hellen Lichts (meist pralle Sonne) ist es meist erforderlich, die Schatten aufzuhellen und die Lichter etwas zurückzunehmen.
  • Schärfe und Struktur: Da Insekten viele feine Strukturen haben (Härchen, Flügel) kann es passend sein, hier noch etwas nachzuschärfen bzw. Die Strukturen noch mehr zu betonen.
  • Dynamikunschärfe: Bei fliegenden Insekten ergeben sich an den Flügeln automatisch Dynamikunschärfen. Bei auf Blumen sitzenden Insekten kann es je nach gewünschter Stimmung auch mal passen, diese Unschärfe nachträglich hinzu zu geben.
Bewusste Verzerrung und Unschärfe im Bereich der Flügel und Beine, um eine „Jagd-Dynamik“ ins Bild zu bringen: Wespe jagt kleine Fliege.
  • Schwarz-Weiß Darstellung
Das gleiche Motiv ohne Verzerrung in S/W-Ausarbeitung erzeugt eine ganz andere Bildstimmung.

Hier kann man Insekten noch eine zusätzliche Dramatik verleihen.

Fazit

Bei der Insektenfotografie in freier Natur bedarf es eines gewissen Mindeststandards an Ausrüstung und vor allem viel Licht und etwas Geduld.

Generell muss man damit rechnen, dass bei der Insektenfotografie einige Fotos als Auschuß zu löschen sind. Am Anfang ist es manchmal auch etwas frustrierend, wenn man die Insekten in ihrer Schnelligkeit nicht gut erwischt. Aber mit etwas Übung und Geduld ist das schon zu schaffen 🙂

Vorhergehender Eintrag Neuseeland 2019 - Tag 27 (23.11.2019)
Nächste Eintrag Dolomitensteig Hinterstoder

Kommentar verfassen