Neuseeland 2019 – Tag 18 (14.11.2019)
Tag achtzehn war echt ein Glückstag für uns. Gestern Abend sagte man uns im Hotel und auch im Tongariro-Infocenter, dass die Wanderroute über die Vulkanberge wegen Schlechtwetter nicht begehbar ist. Das wäre dann echt bitter, nachdem ja auch vor einigen Tagen der Gletscherrundflug schon wegen Schlechtwetter abgesagt wurde. Auch die Wandertaxis, die einen sonst zum Ausgangspunkt bringen und am anderen Ende der Strecke wieder abholen, fahren nicht.
Wir haben heute in der Früh dann selbst nochmal in der Wetter-Webseite von Neuseeland das Regenradar und die Route auf der detaillierten Wanderkarte, die wir uns extra noch gekauft haben, studiert und aus unserer Sicht ein passendes Fenster ohne Regen gefunden. Daher haben wir beschlossen, es zu riskieren und sind auf eigene Faust um 11 Uhr losmarschiert. Da die Taxis nicht fahren, ist für uns „nur“ die Wanderung bis zum höchsten Aussichtspunkt auf 1868m und retour möglich und keine komplette Überquerung.
Hier die Route (GPS-Tracking) die wir gegangen sind:
Daten unserer Route: 19,4 km Wegstrecke hin und zurück, 5:11 Stunden Gesamtdauer (auf der Karte angegeben waren ca. 7-8 Stunden), 870 Höhenmeter, 1868m höchster Punkt, 75km/h Wind oben am Berg, Temperatur oben am Berg um den Gefrierpunkt.
Der Aufstieg beginnt nach dem Parkplatz auf ca. 1000m zuerst relativ locker mit nur wenigen Steigungen entlang eines Bachs bzw. über eine etwas sumpfige Landschaft, über die auch ein Steg führt.
Die Landschaft ist von Beginn an schon recht karg, wird aber immer mehr zur „Mondlandschaft“.
Entlang der erstarrten Lava-Flüsse geht es dann steiler bergauf.
Nach dem ersten steilen Wegteil erreichen wir den „South Cirque“, das ist eine Hochebene, die vor ca. 100.000 Jahren die Gletscher ausgeschliffen haben und die nun durch Ablagerungen ziemlich eben ist. Ab und zu liegen auch große Lava-Brocken von den jüngeren Vulkanausbrüchen herum.
Am Ende dieser Ebene geht es wieder steil bergauf und ein nettes Schild „motiviert“ uns – wir lassen uns aber nicht abhalten und starten zum letzten Aufstieg.
Weiter oben können wir die ganze Ebene gut überblicken und sehen die Ablagerungen und auch einige Lava-Ströme, die bis in die Ebene hinein reichen.
Hier pfeift uns auch der Wind extrem stark um die Ohren – teilweise werden wir bei stärkeren Windböen auch schon mal 1/2 – 3/4m „versetzt“ und fast umgeworfen. Zum Glück ist das keine Grat-Wanderung, sondern eine recht gut begehbare Strecke, sonst wäre es schon ziemlich gefährlich gewesen.
Die Wolken hängen zu diesem Zeitpunkt noch recht tief und wir müssen bangen, dass wir oben dann im Nebel stecken. Aber zum Glück gehen auch die Wolken immer höher hinauf und verflüchtigen sich, je weiter wir bergauf kommen 🙂 Hier werden auch die Fels- und Lava-Formationen immer „spaciger“.
Am „Höhepunkt“ der Wanderung kommen wir zum Red Crater, der noch recht jung ist und in den letzten 150 Jahren einige Eruptionen hatte. Es dampft/raucht auch immer noch aus diesem Kraterloch.
Ein kleines Stück weiter haben wir unser Ziel erreicht.
Von dort genießen wir einen tollen Ausblick auf die kleinen blauen und türkisen „Emerald Lakes“, bei denen der Vulkan vor ca. 90 Jahren ausgebrochen ist und im Hintergrund den größeren „Blue Lake“, der den Krater eines Ausbruchs vor 9700 Jahren füllt. Außerdem sieht man links davon teilweise schneebedeckt noch den großen „Central Crater“, der vor 300 Jahren entstanden ist und keinen See hat.
Unten bei den Seen und auch ganz oben am Gipfel raucht es aus der Erde heraus. Wir haben auch ein kleines Erdloch von ca. 30-40cm Tiefe direkt unter dem Gipfel entdeckt. Darin war es heiß, sodass wir uns die Hände dort wärmen konnten. Aber ganz hinein konnte man die Hand gar nicht halten, so heiß war es. Da wird einem so richtig bewusst, dass man auf einem aktiven Vulkan steht und ein paar Meter unter einem die Erde glüht!
Hier noch ein paar Eindrücke von der Wanderung. Es ist faszinierend, welche Farben-Vielfalt sich in dieser Landschaft zeigt und wie die Steine teilweise richtig herausleuchten.
Das Risiko dieser Wanderung hat sich ausgezahlt und wir wurden mit tollen Eindrücken belohnt. Bei unserer Rückkehr ins Hotel beginnt zum Abendessen wieder ein stürmisches Gewitter und die Berge sind komplett in den Wolken verschwunden. Wir haben genau das perfekte Zeitfenster für diese Wanderung erwischt 🙂
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